Der Semmelweis-Reflex

13. September 2012

 

Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien: In der geburtshilflichen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses sterben mehr als 17 Prozent der Gebärenden am Kindbettfieber. In anderen Kliniken kommen sogar Sterberaten bis zu 30 Prozent vor. Besonders auffällig ist, daß die Sterblichkeit dort, wo Ärzte und Medizinstudenten arbeiten, um ein vielfaches höher ist als dort, wo die Hebammenschülerinnen ausgebildet werden. Als schließlich sein Freund, der Pathologe Kolletschka, nach einer kleinen Verletzung bei einer Leichensektion an den gleichen Symptomen stirbt wie die Mütter, zählt der junge Arzt Ignaz Philipp Semmelweis eins und eins zusammen. Er kommt zu dem Schluß, daß die Mütter an Infektionen sterben, die von den Ärzten übertragen werden, die damals zwischen Pathologie und Kreißsaal wechselweise mit bloßen Händen Tote sezierten und Wöchnerinnen untersuchten. Dort, wo Semmelweis schließlich die Desinfektion der Hände mit Chlorkalk durchsetzen kann, gelingt es ihm, die Mortalitätsrate von 17 auf 1,3 Prozent zu drücken.

Ein Dienst an der ganzen Gesellschaft: Warum Heimschule gut für Deutschland ist.

12. September 2012


Der folgende Artikel enthält einiges Material aus dem Leserseminar. Ich habe diesen Text gerade für die »factum« aufbereitet, deren nächste Ausgabe ein Schwerpunktthema »Heimschule« beinhalten wird, zu dem auch dieser Artikel (wahrscheinlich unter dem Titel »Die Entmachtung der Familie«) gehören soll. Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, diese wichtige Thema zumindest in Kurzform den factum-Lesern vorstellen zu dürfen. Regelmäßige Leser der »Geiernotizen« werden wohl den einen oder anderen Textbaustein wiedererkennen, trotzdem schadet es sicher nicht, daß der Text hier noch einmal in dieser Form zu lesen ist. Die nächste »factum« ist ab 4. Oktober erhältlich.

 

 

Ich bin kein Heimschulaktivist. All meine Kinder haben öffentliche Schulen besucht. Heimunterricht war für mich immer ein sehr entferntes Randphänomen, keine Möglichkeit, die ich damals ernstlich erwogen hätte. Mit den Jahren habe ich einige Heimschulfamilien kennengelernt, bin ihrem Anliegen mit einigem Wohlwollen begegnet, aber immer noch habe ich der Sache keine größere Aufmerksamkeit entgegengebracht. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich verstanden habe, welch wichtiges Korrektiv die Heimschulfamilien für unsere Gesellschaft sind.

1. Lesertreffen und Seminartag der Geiernotizen, Colditz 2012

8. September 2012

 

 

Wer nicht am Lesertreffen auf Schloß Colditz teilnehmen konnte, hat zwar Austausch und Gemeinschaft mit Geschwistern aus ganz Deutschland — buchstäblich vom Bodensee bis zur Ostsee — verpaßt, findet nachfolgend aber wenigstens die Audiodateien der Referate und die Tafelbilder.

Das Thema, mit dem wir uns auseinandergesetzt haben, heißt »Vom Oikos Adams zum Oikos des Christos«; es geht um das biblische Menschenbild, das im Gegensatz zum Menschenbild der Aufklärung nicht individualistisch orientiert ist, sondern den Menschen im Bezug zu seinem Oikos[G] sieht — zu der Haushaltung, in die er hineingestellt ist. Die rhetorische und stilistische Qualität der Vorträge ist zwar eher »Holzklasse« — ich weiß schon, warum ich lieber schreibe als spreche — aber da über das Thema sonst kaum richtig gelehrt wird, lohnt es sich möglicherweise doch, sich die ca. sieben Stunden der Vortragsreihe anzutun. Ansonsten darf natürlich jeder dafür beten, daß ich Zeit und Kraft für eine Verschriftlichung der Vorträge finde; dies könnte ihre Handhabbarkeit und auch die Qualität des Textes verbessern.

 

Zunächst einige Ergänzungen und Berichtigungen, die sich teilweise aus dem Gespräch mit anderen Seminarteilnehmern ergeben haben oder mir nachträglich aufgefallen sind:

kurzes Lebenszeichen

5. September 2012

 

Nein, ich habe mich nicht in den Winterschlaf verabschiedet, bin aber noch mit der Aufbereitung der Daten vom Seminartag beschäftigt, die in Kürze hier erscheinen sollen.

 

Aufgrund eines Versandproblems ist übrigens noch eines der δεσπότης-T-Shirts zu haben, und zwar in Größe XL. [jetzt nicht mehr]

 

 


 

 

 

Benzin am Stiel

29. August 2012

 

Die Älteren erinnern sich vielleicht noch: In den Fünfzigern wurde in der DDR gesungen: 

Der Mais, der Mais, wie jeder weiß,
das ist ein strammer Bengel,
der Mais, der Mais, wie jeder weiß,
das ist die Wurst am Stengel.

Damals hatte die chruschtschowsche Agrarpolitik, die natürlich auch auf die sowjetischen Satellitenstaaten des Ostblocks ausstrahlte, den Maisanbau drastisch forçiert. Hintergrund war der deutlich geringere Pro-Kopf-Fleischverbrauch im Vergleich zum Westen. Der Mais sollte als Kraftfutter für die Schweinemast das Fleischangebot vervielfachen und somit den Abstand des Lebensstandards verringern. Was in der Theorie noch ganz vernünftig erschien, scheiterte an der Praxis: 45 Millionen Hektar Neuland hatte Chruschtschow mit Mais bebauen lassen, die Propagandamaschinerie feierte den Mais als »Friedensrakete« und »Wurst am Stengel«. Aber weder die Böden noch die klimatischen Verhältnisse waren geeignet, den Erfolg, den die Landwirtschaft der USA mit dem Mais hatte, einfach in der Sowjetunion zu kopieren. Teile der sowjetischen Landwirtschaft (und auch der in der DDR) wurden durch die verfehlte Politik ruiniert, in den Sechzigern zog Chruschtschow in der Maisfrage schließlich die Notbremse.

Atheismus

21. August 2012

 

Die folgende Definition von Atheismus kursiert im Netz, leider ohne Quellenangabe:

 

Atheism

The belief that there was nothing
and nothing happened to nothing
and then nothing magically exploded for no reason,
creating everything
and then a bunch of everything magically rearrangend itself
for no reason what so ever
into self-replicating bits
wich then turned into dinosaurs.

Makes perfect sense.

 

 

 

Deutsch etwa:

Die Beseitigung der Fundamente · Teil 3

15. August 2012

 

Wenn die Fundamente zerstört werden, was kann dann der Gerechte noch bewirken?

Ps. 11, 3

 

Die Zerstörung der Fundamente: Patriarchat

In Tunis haben dieser Tage Tausende, hauptsächlich Frauen, demonstriert. Grund ist ein Satz im Entwurf für die neue tunesische Verfassung, der besagt, daß Männer und Frauen einander ergänzen. Nun bin ich sicher ganz und gar unverdächtig, mich für die Ablösung arabischer Kleptokratien durch Sharia-basierte Regime zu begeistern, und ich bin auch einigermaßen irritiert ob der Unterstützung des Westens für solche Transformationen, die wir hier unter dem Euphemismus »Arabischer Frühling« präsentiert bekommen. Aber den Satz von der gegenseitigen Ergänzung der Geschlechter muß ich ehrlicherweise honorieren. Der Verfassungsentwurf wird von der derzeit regierenden Ennahda-Partei verantwortet, die von der einen Seite von radikalen Moslems, von der anderen von Liberalisten bedrängt wird. Die bisherige Verfassung von 1956 (nach anderen Quellen ein Gesetz aus dieser Zeit) postuliert Gleichberechtigung der Geschlechter. In der »Zeit« wird nun die Katze aus dem Sack gelassen und beanstandet: »Die [neue] Formulierung untergrabe die Gleichheit [sic!] der Geschlechter.« Aha! Es geht also gar nicht um gleiche Rechte, sondern um Gleichheit. Und da die Geschlechter nun einmal von Natur aus ungleich sind, geht es, dies lehrt die Geschichte der letzten zwei Jahrhunderte seit der blutigen Proklamation des unseligen Grundsatzes »Egalité«, um Gleichmacherei, um Gleichschaltung, und, sofern es um die Geschlechter geht, um Androgynisierung.

Die Nachrichtenagentur Reuters zeigt derweil eine Demonstrantin, die erklärt: »Unser Ziel ist es, zu zeigen, daß tunesische Frauen keine Ergänzung zu den Männern sind. Sie sind unabhängig und gleichberechtigt mit den Männern. Wir werden uns niemals damit abfinden, daß wir nur eine Ergänzung zu den Männern sein sollen.« — Was heißt da »nur«? Ist dies nicht eine höchst ehrenwerte Berufung, tausendmal besser als eine sich selbst verwirklichende Lohnsklavin in irgendeinem Gewerbebetrieb zu sein?

Ich kann mir keine schönere, keine richtigere, keine der menschlichen Natur besser zugemessene Formulierung in einer Verfassung vorstellen als die vorgeschlagene, die besagt, daß Männer und Frauen einander ergänzen.

Citat des Tages LX

12. August 2012

 

 

Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach! Und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn ehren (Johannes 12, 26).

 

Die menschliche Gesellschaft ist dem allgemeinen Irrtum verfallen, Größe und Bekanntheit seien Synonyme. In den westlichen Ländern nimmt man einfach an, jede Generation bringe eine Anzahl hervorragender Menschen hervor, und der demokratische Prozeß werde unweigerlich diese Leute herausfiltern und sie auf ihre prominenten Posten stellen. Wie können sich die Leute irren!

Wir brauchen sie nur kennenzulernen, oder auch nur von den berühmten Namen unserer Tage zu hören, um zu entdecken, wie armselig klein die meisten von ihnen sind! Viele scheinen ihre gegenwärtige Bedeutung durch Beziehungen, Dreistigkeit, Kaltschnäuzigkeit, Mobbing oder glückliche Umstände erreicht zu haben. Wenn wir das Leben richtig und als Ganzes betrachten wollen, müssen wir uns entschieden von der Macht dieser falschen Philosophie befreien, die Größe mit Bekanntheit gleichsetzt. Zwischen beiden können Ozeane und Kontinente liegen! Wäre die Gemeinde eine Gemeinschaft, die von der Welt unbeeinflußt ist, so könnten wir dies Problem den weltlichen Philosophen überlassen; aber in Wahrheit leidet die Gemeinde unter der gleichen bösen Vorstellung!

Zahl des Tages I

8. August 2012

 

 

 

834.000.000

 

834 Millionen Euro geben die Deutschen im Jahr für Hundefutter aus, für Babynahrung sind es hingegen nur etwa 556 Millionen. Die Zahlen stammen von 2010 und ich habe sie hier gefunden.

 

 

 

 

Zahlen habe oft eine ganz besonders eindrückliche Aussagekraft. Deswegen gibt es jetzt auf Geiers Notizen die neue Rubrik »Zahl des Tages«, die in unregelmäßiger Folge gepflegt werden soll.

 

 

 


 

 

 

 

 

Despoten wie Du und ich — und wie Jesus

Despot bei der Arbeit5. August 2012

 

Wenn wir heute das Wort »Despot« benutzen, verwenden wir es synonym mit »Tyrann«, »Gewaltherrscher«, »Unterdrücker« — und genau das sind auch die Bedeutungen, die unsere Wörterbücher uns nahelegen. Im Vergleich zum biblischen Gebrauch des Wortes hat hier jedoch eine dramatische Bedeutungsverschiebung stattgefunden. Das Wort δεσπότης (Despotes) kommt nämlich im Neuen Testament durchaus einige Male vor. Die Dabhar-Übersetzung setzt mit dem etwas sperrigen »Tränkmächtiger« einen anderen Schwerpunkt: Hier wird der δεσπότης als Versorger dargestellt, als einer, der Vollmacht und Verpflichtung hat, denen, die ihm anvertraut sind, das Lebensnotwendige zuzuweisen. Legt der biblische Gebrauch des Wortes diese Deutung nahe? Durchaus: Von den zehn Vorkommen von δεσπότης im Text haben sämtliche einen positiven Sinn; in etwa zwei Dritteln der Fälle wird Gott selbst als δεσπότης bezeichnet:

Rückblick 1. Lesertreffen

Beliebte Inhalte



CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck, zu testen, ob man ein menschlicher Benutzer ist und um automatisiertem Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Bitte die im Bild dargestellten Buchstaben (ohne Leerzeichen) eingeben.

Geierpost buchen

Inhalt abgleichen