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»schwierige« Bibelstellen

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Umbringen, um zu beleben

19. Mai 2012 

Im März hatte ich bereits den Unterschied zwischen γραφη (Geschriebene[s]) und γράμμα (Schrift) erwähnt und in diesem Zusammenhang auch 2. Kor. 3, 6 angeführt:

»Er macht uns auch tauglich zu Dienern des neuen Bundes, nicht der Schrift, sondern des Geistes; denn die Schrift bringt um, aber der Geist macht leben.«

Dieser Satz lädt freilich zu verschiedenen Mißverständnissen ein, die tatsächlich auch typischer und fester Bestandteil christlicher Theologie und Verkündigung geworden sind.

Das erstes Mißverständnis besagt: Die Schrift sei schlecht*. Dies ist nicht so. Die Schrift (γράμμα) ist die notwendige äußere Form des Geschriebenen (γραφη); sie ist nötig, um Gottes Wort über die Jahrhunderte hin zu bewahren und hat damit einen festen Platz im Wirken Jahwehs mit den Menschen. Aber kann etwas gut sein, das uns tötet?

Am Felsen zerschmettert …

27. Dezember 2011

 

Schwierige Bibelstellen VIII: Ps. 137, 8f

 

Tochter Babel, du Verwüstete! Glückselig, der dir dasselbe vergilt, was du uns getan hast!
Glückselig, der deine Kindlein ergreift und zerschmettert am Felsen!

Ps. 137, 8f

Es gibt wenige Verse der Schrift, die so viel Befremden auslösen wie diese. Wahrscheinlich gibt es mehr theologische Anstrengungen, diesen Versen auszuweichen, sie zu umgehen, als sie wirklich zu verstehen. Das geht hin bis zu solch abstrusen Behauptungen wie der, daß Gott sich geändert habe, daß der Gott des Alten Bundes ein irgendwie anderer sei als der des Neuen. Nun, Gott ändert sich nicht, und er ist immer noch ganz und gar derselbe. Aber dieser Vers in seiner Militanz scheint einfach überhaupt nicht in unsere Zeit zu passen. Von Quran-Apologeten wird er instrumentalisiert, um zu sagen: »Seht Ihr! In der Bibel steht ja auch …!« Und Christen wird er zum Stolperstein, weil sie sich fragen: »Ist das wirklich mein Gott, der so redet?« Dabei reicht ein halber Vers aus dem ersten Korintherbrief, um Licht auf diese Sache zu werfen und sie urplötzlich zum Strahlen zu bringen:

»Der Fels aber ist der Christos.«

1. Kor. 10, 4b 

Die Versammlung verlassen?

7. Dezember 2011

 

Schwierige Bibelstellen VII: Hebr. 10, 25

 

Wer in seiner geistlichen Biographie schon einmal eine Denomination[G] hinter sich zu lassen hatte, wird in diesem Zusammenhang mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Vertretern derselben mit dem Standardvorwurf konfrontiert worden sein: »Du sollst die Versammlung nicht verlassen!«. Dabei wird ungeniert der Begriff »Versammlung« auf die jeweilige Denomination bezogen, ganz so, als wäre diese die einzig legitime Darstellung des Leibes des Christos. Dieser Vorwurf kann, weil er scheinbar biblisch legitimiert daherkommt, große Gewissensnot verursachen, ja, er entfaltet außerdem eine sehr effektive vorbeugende Wirkung: Bis heute hält er ungezählte Christen in Denominationen fest, die eigentlich wissen oder ahnen, daß sie sich dort auf einem geistlichen Abstellgleis befinden, wo sie zwar betreut werden wie die Insassen eines Pflegeheims, aber niemals in ihre Berufung hineinfinden werden. Die Angst, durch das »Verlassen der Versammlung« schuldig zu werden, hindert sie an einem Ausstieg aus Strukturen, die sie  — z. B. gemäß 2. Tim. 3, 5 oder 2. Kor. 6, 17, mitunter aber auch aus anderen Gründen — eigentlich hinter sich lassen sollten.

Die Verunsicherung, die sich daraus ergibt, spiegelt sich beispielhaft in einer Leserfrage, die ich gestern im Postfach hatte:

Morbus Parkinson

23. Februar 2011

 

Schwierige Bibelstellen VI: Eph. 4, 10

 

Der Hinabgestiegene, er, er ist auch der Hinaufgestiegene oben über all die Himmel, auf daß er die alle vervollständige.

Eph. 4, 10

Um den Sinn dieses Verses zu verstehen, ist eine gute Übersetzung von einiger Wichtigkeit. Wenn hier am Ende des Verses übersetzt wird »… auf daß er alles erfülle« ist das zwar nicht ganz falsch, aber es geht doch etwas entscheidendes verloren. Denn das Wort πληρόω beschreibt, daß etwas unvollständiges zur Vollständigkeit gebracht wird, so etwa, als wenn ein halbvolles Glas zur Gänze gefüllt oder einem Puzzle das fehlende Teil hinzugefügt wird. Bewegen wir uns aber lieber innerhalb biblischer Bilder: Es geht hier darum, wie der Christos als Haupt über die Seinen gesetzt wird, die dadurch von unvollständigen Wesen zu vollständigen, ganzen, wiederhergestellten — eben vervollständigten werden. Umgekehrt wird auch der Christos selbst durch das Hinzufügen von Gliedern schrittweise vervollständigt.

Bekloppt oder psychotisch?

14. April 2010


Schwierige Bibelstellen V: Mt. 5, 22 

 

Ich aber, ich sage euch, daß alljeder Erzürntseiende aufgrund seines Bruders einbehabt sein wird  dem Gericht; wer aber gleichsam »Raka!« sagt zu seinem Bruder, wird einbehabt sein dem Synedrium; wer aber gleichsam sagt: »Du Törichter!«, wird einbehabt sein hinein in die Gehenna des Feuers.

Kaum einer meiner Leser wird schon einmal zu jemandem »Raka« gesagt haben. Das liegt wohl hauptsächlich daran, daß selbst diejenigen, die zu gelegentlichen Wutausbrüchen neigen, in unseren Breiten eher selten auf das Aramäische zurückgreifen. Die meisten Übersetzer scheuen sich davor, dieses »raka« zu übertragen, weil der Satz dann seine Problematik offenbart. Denn Raka bedeutet auch nichts anderes als das hernach mit »Törichter« übersetzte μωρος [moros]. Die Übersetzungen, die Raka übertragen, schreiben folgerichtig denn auch »Narr« oder »Tor«.

Was nun? Wer seinen Bruder als töricht [raka] bezeichnet, wird dem Synhedrium verfallen sein, wer ihn aber als töricht [moros] bezeichnet, wird der Gehenna verfallen sein? Haben wir es mit einem unterschiedlichen Maß des Gerichts bei einem gleichen Vergehen zu tun? Das würde Gottes Grundsatz der Verhältnismäßigkeit widersprechen. Was also ist der substantielle Unterschied zwischen »raka« und »moros«, der die Ungleichbehandlung im Gericht rechtfertigt?

Bild des Unsichtbaren

23. Februar 2010


Schwierige Bibelstellen IV: Kol. 1, 15 

 

Dies ist die erste Notiz in der neuen Rubrik »Leser fragen den Geier«. Über das Kontaktformular treffen ja gelegentlich interessante Fragen ein, und sofern ich diese beantworten kann und auch meine, daß dies für weitere Leser von Interesse sein könnte, werde ich diese in loser Folge zu Geiernotizen verarbeiten — die Identität des Fragestellers bleibt selbstverständlich geschützt.

Die Reihe »›Schwierige‹ Bibelstellen« hat einen Leser veranlaßt, nach Kol. 1, 15 zu fragen, und hier ist die versprochene Antwort:

 

Kolosser 1, 15 spricht von Christus als dem »Bild des unsichtbaren Gottes«, und das scheint ja tatsächlich erst einmal ein Paradoxon zu sein: Etwas, das unsichtbar ist, kann man nicht abbilden. Tatsächlich? Zumindest aus der Naturwissenschaft kennen wir ja visuelle Beschreibungen unsichtbarer Dinge — die Modelle. So kann ich Sauerstoff zwar nicht sehen, aber in einem Modell abbilden, das die molekularen Eigenschaften des Sauerstoffs abbildet. Wer das Modell sieht, sieht zwar immer noch keinen Sauerstoff, aber er kann etwas über die Eigenschaften des Sauerstoffs lernen.

Dies ist zwar nur ein Gleichnis, aber es bringt uns schon einmal auf die richtige Fährte. Tatsächlich aber besteht zwischen dem Christos und dem Vater eine viel höhere Übereinstimmung als zwischen einem Sauerstoffmolekül und dem Modell eines solchen. So sagt Jesus in Johannes 14, 7:

Brot, Wein und Gericht

7. Februar 2010

 

Schwierige Bibelstellen III: 1. Kor. 11, 29

 

Denn der Essende und Trinkende ißt und trinkt sich selber Urteil, wenn er den Leib nicht beurteilt.

Dieser Aussage geht in Vers 28 die paulossche Anweisung »ein jeder prüfe sich selbst« voraus. Die Frage ist nun, worauf sich diese Selbstprüfung beziehen muß und damit auch, worauf sich die Gerichtsdrohung in Vers 29 bezieht. Geht es hier darum, irgendwelchen Verfehlungen nachzuspüren? Die McArthur Studienbibel gibt in ihrem Kommentar die verbreitete protestantische Auffassung wieder, wenn sie recht allgemein schreibt:

Rettung durch Gebären?

13. November 2009

Schwierige Bibelstellen II: 1. Tim. 2, 15

  

In der Reihe »schwierige Bibelstellen erklärt« wende ich mich heute 1. Tim. 2, 15 zu, freilich ohne eine einzig mögliche und endgültige Interpretation anzubieten, dafür aber mit einigen Denkanregungen, die eine schlüssige Einordnung dieser Stelle in den Kontext erlauben sollten. 

Totentaufe?

12. Oktober 2009

 

Schwierige Bibelstellen erklärt: 1. Kor. 15, 29 

Falsche Tauflehren führen mitunter zu bizarren Praktiken. So sind im Gefolge der Taufwiedergeburts(irr)lehre neben der Säuglings»taufe« zum Beispiel die Zwangs- und Nottaufen entstanden. Das eigentümlichste Instrument der Nottaufe ist die Taufspritze, die seit dem vierzehnten Jahrhundert in katholischen Gegenden verpflichtend zur Ausrüstung der Hebamme gehörte und deren vereinzelter Gebrauch sogar noch bis nach dem zweiten Weltkrieg belegt ist. War es nicht sicher, ob ein Kind die Geburt überleben würde, mußte die Hebamme mittels dieser Spritze das Kind vor der Geburt mit Weihwasser »taufen«. Da das Weihwasser für diese Gelegenheiten lange aufbewahrt werden mußte, war es oft mit Keimen kontaminiert, bis es zum Einsatz kam. So wurde diese Prozedur vielen Müttern zum frühen Tod im Wochenbett, da sie durch das Weihwasser infiziert wurden.
Eine andere bizarre Taufpraxis ist die Totentaufe, wie sie zum Beispiel von den Mormonen praktiziert wird, die Lebende stellvertretend für Verstorbene taufen. Dieses Gebaren gründet sich auf ein falsches Verständnis von 1. Kor. 15, 29. Zwar lehnt die Mehrheit der Christen die Totentaufe instinktiv als Irrlehre ab, trotzdem würden die meisten ins Schleudern kommen, wenn sie die erwähnte Bibelstelle richtig erklären sollten.

Rückblick 1. Lesertreffen

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