Citat des Tages XLVI

16. Dezember 2011

 

»Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen … gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.«

 

Immanuel Kant

 

 

  

 

 

 

 

 

Die Versammlung verlassen?

7. Dezember 2011

 

Schwierige Bibelstellen VII: Hebr. 10, 25

 

Wer in seiner geistlichen Biographie schon einmal eine Denomination[G] hinter sich zu lassen hatte, wird in diesem Zusammenhang mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Vertretern derselben mit dem Standardvorwurf konfrontiert worden sein: »Du sollst die Versammlung nicht verlassen!«. Dabei wird ungeniert der Begriff »Versammlung« auf die jeweilige Denomination bezogen, ganz so, als wäre diese die einzig legitime Darstellung des Leibes des Christos. Dieser Vorwurf kann, weil er scheinbar biblisch legitimiert daherkommt, große Gewissensnot verursachen, ja, er entfaltet außerdem eine sehr effektive vorbeugende Wirkung: Bis heute hält er ungezählte Christen in Denominationen fest, die eigentlich wissen oder ahnen, daß sie sich dort auf einem geistlichen Abstellgleis befinden, wo sie zwar betreut werden wie die Insassen eines Pflegeheims, aber niemals in ihre Berufung hineinfinden werden. Die Angst, durch das »Verlassen der Versammlung« schuldig zu werden, hindert sie an einem Ausstieg aus Strukturen, die sie  — z. B. gemäß 2. Tim. 3, 5 oder 2. Kor. 6, 17, mitunter aber auch aus anderen Gründen — eigentlich hinter sich lassen sollten.

Die Verunsicherung, die sich daraus ergibt, spiegelt sich beispielhaft in einer Leserfrage, die ich gestern im Postfach hatte:

Citat des Tages XLV

2. Dezember 2011

 

»Indem Sie die Druckformatvorlage des Dokuments mit der Druckformatvorlage der Druckformatvorlage verbinden, können Sie die Druckformatvorlage der Dokumentenvorlage aktualisieren. Wenn Sie die Druckformatvorlage eines Dokuments mit der Druckformatvorlage einer Dokumentenvorlage verbinden, ersetzen die Druckformatdefinitionen des Dokuments die gleichnamigen Druckformatdefinitionen der Dokumentenvorlage. Sämtliche Druckformate in der Druckformatvorlage des Dokuments, die nicht in der Druckformatvorlage enthalten sind, werden dieser hinzugefügt.«

aus einem schon etwas betagten »Handbuch Microsoft Word für Windows 2.0«

Mehr Gebrauchsanleitungslyrik  dieser Art hat die Süddeutsche hier zusammengetragen.

 

 

 

 

 

 

 

Geschenke …

1. Dezember 2011

 

Ich hab’ was gegen Weihnachten? Ja — Geschenke: Aufgrund des regen Interesses an meinem Weihnachtsartikel von letzter Woche gibt es jetzt Geschenke mit Bezug auf Weihnachten, die aber nun gerade keine Weihnachtsgeschenke sind.

Erstens habe ich eine .pdf-Version des Artikels erstellt, die jetzt als 16seitige Broschur hier heruntergeladen werden kann.

Zweitens kann die Broschur als gedrucktes Heft über das Kontaktformular angefordert werden. Bitte Versandanschrift angeben und die gewünschte Stückzahl.

»… das Blöken von Kleinvieh in meinen Ohren« oder: »Rühret Gebanntes nicht an!«

23. November 2011

 

»Bald nun ist Weihnachtszeit …« Zwar ist Weihnachten ja nun bei weitem nicht das einzige heidnische Fest, das von der babylonischen Kirche »umgechristelt« wurde, aber ganz bestimmt das populärste. Unstrittig dürfte sein, daß die Brüder in den ersten Jahrhunderten nicht auf den Gedanken gekommen wären, ein Fest wie Weihnachten zu feiern; unstrittig fernerhin, daß etwa im dritten bis vierten Jahrhundert den Wintersonnenwendfeiern des Mithras und den Saturnalien nachträglich eine »christliche« Bedeutung untergeschoben wurde und — zusammen mit weiteren Umdeutungen und Vermischungen — jene konstantinische Mischreligion aus Heidentum und christlichen Versatzstücken gebastelt wurde, die heute von den meisten Nicht- und Nominalchristen als »Christentum« wahrgenommen wird.

Eines der Hauptmotive Konstantins für die Integration heidnischer Kulte in seine Privatversion des »Christentums« war sein Antisemitismus. Eusebius citiert ihn in »De vita Constantini« (hier in Bezug auf das Osterfest) mit den Worten:

Denn es erschien jedem eine äußerst unwürdige Tatsache, daß wir in diesem äußerst heiligen Fest den Gewohnheiten der Juden folgen sollten, welche — verdorbene Schufte! — ihre Hände befleckt haben mit einem ruchlosen Verbrechen. Es ist nur gerecht, daß sie in ihrem Sinn erblindet sind. Es ist daher passend, wenn wir die Praktiken dieses Volkes zurückweisen und in alle Zukunft das Begehen dieses Festes auf eine legitimere Art feiern. Laßt uns also nichts gemeinsam haben mit dem äußerst feindlichen Pöbel der Juden. 

Konstantin hat also diese Art »Christentum« ganz bewußt von der Wurzel Israel abgeschnitten (und damit natürlich auch von Christos), weil er sich von den Juden abgrenzen wollte, und hat mit dem Katholizismus eine eigene Religion geschmiedet — in etwa so wie die Baháʼí, die sich ja auch aus allen möglichen Religionen Elemente herausgeschnitten haben, und die trotzdem niemand als Christen bezeichnen würde, nur weil sich auch das eine oder andere dem Christentum entlehnte Element bei ihnen findet.

 

Schöner sterben: Käßmann sucht den Supersarg

9. November 2011

 

Die femme fatale des deutschen Luthertums ist doch immer wieder für eine Notiz gut. Diesmal wenigstens verhält sie sich ganz und gar schriftkonform, nämlich gemäß dem Wort aus Mt. 8, 22: »Laß die (geistlich) toten ihre Toten begraben«. Und so hat sich Frau Käßmann um den deutschen Totenkult verdient gemacht, indem sie als Jurymitglied für ein Bestattungsunternehmen die schönsten Särge, die schönsten Urnen, die schönsten Grabsteine und die schönsten Friedhöfe Deutschlands ausgesucht hat.

Ihr Maßstab: Individualität über den Tod hinaus, insceniert zum Beispiel mit dem Siegersarg, dem C 101 der Freiburger Manufaktur Cascada, einem Gerät, schwarz und schön wie ein Konzertflügel, mit gegossenen und vernickelten Beschlägen und 210 funkelnden Swarovski-Kristallen verziert. Den 211. gibt es extra dazu: Zur Erinnerung daran, daß man etwa vier- bis sechstausend Euro dafür erlegt hat, ein paar hundert von diesen Kristallen in die Erde versenken zu dürfen.

 

 

 

 

Photo: © cascada design | manufactur

Abbildung mit freundlicher Genehmigung

Star-Allüren: Murmuration

6. November 2011

 

Zwei junge Mädchen bei einem Bootsausflug machen Filmaufnahmen von überschaubarer Relevanz, da plötzlich gerät ihnen ein außerordentliches Naturschauspiel vor die Linse: Eine sogenannte Murmuration, ein Phänomen, welches das Schwarmverhalten von Vögeln bezeichnet, die in großer Dynamik beeindruckende Figuren bilden, die den Schwarm wie einen einzigen großen Organismus erscheinen lassen. Wohl gibt es Untersuchungen zu diesem Phänomen, aber wissenschaftlich verstanden ist es bisher nicht. Das Verhalten dient wohl der Verwirrung von Freßfeinden, so daß auf diese Weise ein möglichst großer Teil des Schwarmes überlebt. Das Interessante ist jedoch die Frage nach der Steuerung des ganzen, denn der einzelne Star kann ja eigentlich keinerlei Einfluß auf die Flugbewegungen der anderen Vögel nehmen, auch Kommunikation zwischen den Staren ist bei dieser Geschwindigkeit nur schwer vorzustellen, trotzdem ergibt sich auf geheimnisvolle Art ein gemeinsames Handeln, das in dem scheinbarem Chaos eine höhere Ordnung erkennen läßt. Auch bei Fischschwärmen gibt es ähnliche Phänomene.

Es wird sicher spannend, in kommenden Zeitaltern die Ordnungen zu verstehen, die dem scheinbar chaotischen, erratischen und widersprüchlichen Handeln der einzelnen Menschen zugrundeliegen, die doch am Ende einem Ziel (Eph. 1, 10) zusteuern müssen.

Heute in der Reihe »Schöpfungswunder« — Murmuration:

 

 

Der Bock gärtnert wieder.

2. November 2011

 

Nachdem der Papst vor über zwei Jahren laut über die Errichtung einer Weltdiktatur nachgedacht hatte, hört man jetzt aus dem Vatikan das Begehr nach einer zentralen Weltbank und einer globalen Finanzaufsichtsbehörde — also nach der Errichtung des wirtschaftlichen Segmentes dieser internationalen Herrschaftsstruktur. Erhoben wurde diese Forderung vom »Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden« in dem Vierzigseiter »Für eine Reform des internationalen Finanz- und Währungssystems im Hinblick auf eine öffentliche Autorität von universaler Kompetenz« vom 25. Oktober. Diese Weltzentralbank soll »den Fluß und das System des Währungstauschs regeln«, also in der Konsequenz alle Geld- und Warenströme kontrollieren. Es wird in dem Dokument klargestellt, daß eine solche Weltwirtschaftsregierung nur ein Schritt auf dem Weg zu einer universalen Weltregierung sei: »In einer Welt der schnell voranschreitenden Globalisierung ist eine Weltautorität der einzig angemessene Bezugspunkt, der den neuen Gegebenheiten unserer Zeit und den Bedürfnissen der menschlichen Spezies gerecht wird.«

Citat des Tages XLIV

31. Oktober 2011

 

  

 

Zahllose Gläubige leben in einer theoretischen Wertschätzung und praktischen Mißachtung des Wortes Gottes, aber nur wenige leiden wirklich unter diesem Widerspruch. Viele haben sich ganz an diesen Widerspruch gewöhnt; sie lassen das Wort stehen, aber sie lassen auch ihr oberflächliches Leben stehen … 

 

Fritz Binde (1867 — 1921)

 

gefunden bei Distomos

 

 

 

 

 

 

 

Alle Jahre wieder: Herbst.

 


25. Oktober 2011

 

Wie schon im letzten und vorletzten Jahr: Im Herbst muß damit gerechnet werden, daß es zwar viele bunte Blätter, aber weniger Geiernotizen gibt, weil Geiers Kunden nach mehr Aufmerksamkeit verlangen. Und die sollen sie haben, denn das hat auch sein gutes: Schließlich sollen auch künftig die Leser der Geiernotizen weder mit Werbung noch mit Spendenaufrufen behelligt werden — aus Prinzip nicht.

Der versprochene Teil III der Artikelreihe »Die Beseitigung der Fundamente« ist übrigens nicht in Vergessenheit geraten, braucht aber auch noch etwas Zeit. Möglicherweise dauert auch die Beantwortung von Nachrichten und Anfragen derzeit etwas länger.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Photo: © Geier

 

 

 

 

 

 

 

Rückblick 1. Lesertreffen

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