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»Unkontrollierte Menschenversuche« vs. Hausunterricht: Ein Nachtrag


By Geier - Posted on 15 Oktober 2013

15. Oktober 2013

 

Anläßlich der Rückkehr der Wunderlich-Kinder zu ihren Eltern hatte ich versprochen, noch einen detaillierteren Bericht nachzureichen, was  ich nun endlich auch tun will. Familie Wunderlich schreibt:

Wir sind sehr dankbar für die große Unterstützung, die uns in den vergangenen 3½ Wochen entgegengebracht wurde, sei es durch anteilnehmende e-Mails, praktische Unterstützung vielfältiger Art und natürlich Gebet.

Wenn Jahwe nicht für uns gewesen wäre — so sage Israel — wenn Jahwe nicht für uns gewesen wäre, als die Menschen gegen uns auftraten, so hätten sie uns lebendig verschlungen, als ihr Zorn gegen uns entbrannte (Psalm 124, 1 — 3).

Was wir uns schon am ersten Tag der Inobhutnahme dachten, und was dann am Tag der Gerichtsverhandlung offenbar wurde, war, daß das Jugendamt schon lange diese Inobhutnahme geplant hatte (seit Juni), und daß die Kinder für ein Jahr von der Familie getrennt werden sollten. Es ging hier um nachhaltige Familienzerstörung (»basale Neuorientierung«) und nur nebenbei um Durchsetzung der Schulpflicht. Diese wurde lediglich als Aufhänger für die offizielle Darstellung gewählt. Doch Jahwe war »für uns«, so daß sie uns nicht »lebendig verschlingen« konnten. Auch der Verlauf der Gerichtsverhandlung war deutlich vom Eingreifen Jahwes bestimmt.

Jedenfalls sind wir sehr dankbar für alle Unterstützung, die uns entgegengebracht wurde. Am Tag der Inobhutnahme waren wir wirklich am Boden zerstört. Doch was dann daraufhin geschah, hat uns ungemein gestärkt und wieder aufgerichtet. Ohne diese Stärkung hätten wir es nicht vermocht, uns zur Wehr zu setzen und um unsere Kinder zu kämpfen. Deshalb noch einmal hier an dieser Stelle: Vielen Dank für alle Eure Unterstützung.

 

Wer den ganzen Brief lesen will, kann dies hier tun. Ein Bericht in der »Welt« mit kurzem Filmschnipsel, der auch Bilder von der kleinen Demonstration vor dem Gerichtsgebäude zeigt, ist hier zu finden.

Es gab übrigens durchaus nicht nur einhellige Unterstützung für Familie Wunderlich, sondern auch viel Skepsis und die Meinung, daß die Eltern fahrlässig gehandelt hätten, ihre Kinder durch Hausunterricht dem Deportationsrisiko auszusetzen. Nun ist das für die Eltern eine Situation wie bei einer Geiselnahme, jede denkbare Entscheidung kann im Ergebnis tragisch enden. Zahlt man das Lösegeld, hat man keine Garantie, daß der Geiselnehmer die Geisel tatsächlich freiläßt, zahlt man nicht, riskiert man ebenso das Leben der Geisel. Gibt man seine Kinder »freiwillig« in die Schule und riskiert, sie dort mehr oder weniger verbogen zu bekommen oder riskiert man die Kindswegnahme durch das Jugendamt? Wenn es schiefgeht, wird es so oder so Vorwürfe geben, egal, wie man entschieden hat. Der Staat in seiner maßlosen Machtfülle nimmt die Kinder als Geisel — entweder man überläßt sie ihm, oder er holt sie sich mit Gewalt. Die Eltern, die ihre Kinder schützen wollen, können hier gar nicht »richtig«, also so entscheiden, daß jegliches Risiko für die Kinder, Schaden zu nehmen, ausgeschlossen ist. Ihnen in dieser Situation Vorwürfe zu machen, halte ich für ziemlich problematisch. 

 

Vor ein paar Tagen hatte ich den Politiker und ehemaligen Generalleutnant Schönbohm citiert, der in einem Buch des Landt-Verlages* geschrieben hat: »Wenn es überhaupt noch ein Lebensmodell gibt, das unserer gegenwärtigen Führungsschicht echte Angst einjagt, dann ist das die wirtschaftlich unabhängige, gebildete, kinderreiche, christlich orientierte Großfamilie, die ihre Kinder selbst erzieht und sich in keiner Weise von Staat und Medien hineinreden und bevormunden läßt.«

Man könnte auch sagen: Es sind die spärlichen noch vorhandenen Reste des Patriarchats, die diese Angst verbreiten, denn das Patriarchat wäre der einzige funktionierende Gegenentwurf zur totalitären Demokratur, die sich derzeit in dem Maße in der Gesellschaft verwurzelt, wie das Patriarchat verschwindet.

Und genau hier kommen die Hausunterrichter ins Spiel: Denn das Bildungsmonopol des Staates ist die Voraussetzung dafür, daß in der nachwachsenden Generation das Gewaltmonopol des Staates nicht mehr in Frage gestellt wird. Deshalb wird der Schulzwang auch mit solcher scheinbar irrationalen Brutalität Abweichlern gegenüber verteidigt. Es erstaunt mich immer wieder, daß es völlig unwidersprochen als selbstverständlich hingenommen wird, daß die Begriffe »Gewaltmonopol des Staates« und »Gewaltenteilung« gleichzeitig als Grundlagen der sogenannten »Freiheitlich-demokratischen Grundordnung« angesehen werden, obwohl diese einander logisch ausschließen. Daß ein Staat, der ein Gewaltmonopol beansprucht, per definitionem ein totalitärer Staat ist, scheint kaum noch jemandem aufzufallen. In dem, was uns als »Gewaltenteilung« verkauft wird, teilen sich mit Exekutive, Legislative und Judikative ja nur verschiedene staatliche Gliederungen die Macht untereinander. Eine tatsächliche Gewaltenteilung zwischen staatlicher Gewalt (polis) einerseits und familiärer Gewalt (oikos) andererseits (wie wir sie auch in der Bibel vorgezeichnet finden) gibt es schon lange nicht mehr, weshalb z. B. im Gesetzestext auch der Begriff »elterliche Gewalt« durch die »elterliche Sorge« ersetzt wurde. Die weitgehende Vernichtung des Patriarchats hat ein Machtvakuum geschaffen, das der Staat ausfüllt, wodurch er sich zunehmend totalisiert.

 

Ein weiterer Fall in diesem Context soll morgen (Mittwoch) früh um neun vor dem Landgericht Kassel verhandelt werden. Bei Familie Schaum (siehe Photo) will die Staatsanwaltschaft im Vergleich zu Wunderlichs den umgekehrten Weg zur Familienzerstörung gehen und nicht die Kinder den Eltern wegnehmen, sondern die Eltern den Kindern: Jeweils ein halbes Jahr sollen Thomas und Marit Schaum ins Gefängnis, weil sie ihre Kinder zuhause unterrichten. Daß es nicht im entferntesten um das Kindswohl geht, wenn die Eltern von neun Kindern weggesperrt werden, ist offensichtlich; es geht darum, Terror zu verbreiten, um Nachahmer abzuhalten, gemäß dem maoistischen Grundsatz »Bestrafe einen, erziehe hundert«.

 

Wie es derweil um die staatliche Erziehung bestellt ist, kann man im Spiegel nachlesen, der gewiß keiner Sympathie für Hausunterricht verdächtig ist, aber in Bezug auf die Staatsschule und ihre Fähigkeit, den Kindern die grundlegenden Kulturtechniken des Lesens und Schreibens beizubringen, doch feststellen muß: »Die Schüler, die richtig schreiben lernen, tun dies trotz der Schule.« Der Hirnforscher Henning Scheich spricht in diesem Zusammenhang von »unkontrollierten Menschenversuchen« und bemerkt bezüglich der schulischen Unterrichtspraxis: »Wenn ich als Wissenschaftler etwas Vergleichbares machen wollte, müßte ich dafür zumindest einen Antrag bei der Ethikkommission stellen.«

 

 

 

 

* Das Buch habe ich nicht gelesen und kann über das angeführte Citat hinaus also auch weder Gutes noch Schlechtes dazu sagen.

 

 


Photos: © T. Schaum; Abbildung hier mit freundlicher Genehmigung

 

 

 

Rückblick 1. Lesertreffen

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