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’tschuldigung!


By Geier - Posted on 17 Mai 2009

17. Mai 2009

 


Abb.: Grün, giftig und eiskalt ist z. B. auch Efeu im Winter.

 

Es hat sich etwas eingebürgert im deutschen Sprachgebrauch, das auf einem grandiosen Mißverständnis beruht. Ich rede von der zunehmenden Tendenz, »sich zu entschuldigen«.

Um nur mal eines von unzähligen möglichen Beispielen zu nennen: Als die hessische Genossin Ulli Nissen öffentlichen Gegenwind spürte, nachdem sie auf dem SPD-Parteitag unter starkem Beifall gefordert hatte, den Abweichlern, die eine Beteiligung der SED an der hessischen Regierung verhindert hatten, müßten die Beine abfaulen, entschuldigte sie sich eben mal — gerade so, als sei es dem Menschen gegeben, sich selbst von Schuld zu befreien, so wie man sich ein paar Krümel vom Hemd bürstet. Ist aber nicht. Um Entschuldigung kann man demütig nachsuchen, man kann darum bitten, daß sie einem gewährt würde, aber man kann sich eben nicht selbst entschuldigen.

Wenn wir einmal den biblischen Terminus »Vergebung« für »Entschuldigung« einsetzen, müssen wir feststellen, daß da ja auch unter Christen eigentümliche Vorstellungen kursieren. Da ist man (wohl wegen der isolierten Betrachtung von Mt. 18, 21f) der Meinung, man könne oder müsse jedem immer alles vergeben. Man muß dazu aber auch Lk. 17, 4 berücksichtigen, wo es heißt: »Und so er siebenmal des Tages in Richtung auf dich verfehlt und siebenmal sich zu dir wendet, indem er sagt: Ich denke um!, so wirst du ihm erlassen.« Wir sehen hier, daß die Voraussetzung für eine wirksame Erlassung (Entschuldigung, Vergebung) ein Umdenken, ein Sinneswandel ist, was ja grundsätzlich auch völlig unumstritten ist. Allerdings blenden das viele Christen aus, indem sie meinen, sie könnten etwas, wozu nicht einmal Gott in der Lage ist: Vergeben, ohne daß ein Sinneswandel, eine Änderung des Denkens des schuldig gewordenen, vorliegt. Um ein Umdenken anzunehmen, genügt es erst einmal, daß dieser sich dazu bekennt: »so er … sich zu dir wendet, indem er sagt: Ich denke um! …«. Irgendwelche Spekulationen darüber, wie »echt« denn nun dieses Bekenntnis sei, sind da nicht verlangt. Das muß derjenige dann selbst mit Gott ausmachen. Umgekehrt kann aber eine Vergebung, die gewährt wird, ohne daß es überhaupt ein solches Bekenntnis zum Sinneswandel gibt, kaum irgendwelche Wirksamkeit entfalten (viel Schaden anrichten kann sie, zumindest bei dem Vergebenden, freilich auch kaum).
Aber jemand, der der Meinung ist, er könne sich selbst entschuldigen, erfüllt die Vorbedingung eines ernsthaften Sinneswandels jedenfalls nicht.

Eine Sonderform der ’tschuldigung!s-Mentalität ist die inszenierte Selbstdistanzierung:
Der Grüne Bundestagsabgeordnete, rechtspolitische Sprecher seiner Partei und, wie ich gerade erfahren habe, Bundesverdienstkreuzträger Volker Beck hat sich in seiner Jugendzeit, also vor knapp zwanzig Jahren, offen dazu bekannt, daß der Kampf um die Homosexualisierung der Gesellschaft nur Etappe und Voraussetzung sein kann auf dem Weg zur Legalisierung der Pädophilie. Dazu schrieb er*:

»Wer für die Lebenssituation der pädophilen Menschen etwas erreichen will, muß diese Diskussion mit Aufklärung und Entmythologisierung vorbereiten. […] Eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ist angesichts des jetzigen Zustandes ihrer globalen Kriminalisierung dringend erforderlich. […] Allein eine Mobilisierung der Schwulenbewegung für die rechtlich im Gegensatz zur Pädosexualität völlig unproblematische Gleichstellung von Homo- und Heterosexualität […] wird das Zementieren eines sexual-repressiven Klimas verhindern können — eine Voraussetzung, um eines Tages den Kampf für die zumindest teilweise Entkriminalisierung der Pädosexualität aufnehmen zu können

Und außerdem:

»Als Etappenziel kann hier nur eine Versachlichung der Diskussion um das Problem der Pädosexualität vorgeschlagen werden. Als strafrechtliche Perspektive wäre hier z.B. eine Novellierung ins Auge zu fassen, die einerseits das jetzige ›Schutzalter‹ von 14 Jahren zur Disposition stellt […] oder auch eine Strafabsehensklausel.« »Eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ist angesichts des jetzigen Zustandes ihrer globalen Kriminalisierung dringend erforderlich, nicht zuletzt weil sie im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen aufrechterhalten wird.«*

Heute will er nicht mehr so gern an seine Worte von damals erinnert werden, sind sie doch gar zu verräterisch. Auf Abgeordnetenwatch.de zeigt er sich entsetzt, daß das Buch aus den Achtzigern überhaupt noch erhältlich ist, wirft ein paar Nebelkerzen mit dem Verweis, daß das schließlich auch »die Wissenschaft« damals so gesehen habe, und sagt im übrigen, daß er dies heute nicht mehr so sehen würde. Allerdings: Wenn jemand ganz genau weiß, daß die Voraussetzung (A) nötig ist, um das Ziel (B) zu erreichen, und wenn dieser nach wie vor fleißig an dieser Voraussetzung (A) arbeitet, dann fällt es ziemlich schwer, ihm zu glauben, daß er das Ziel (B) nicht mehr verfolgen würde. Und mit dem Ausbau der Voraussetzung (A) — also der weiteren Homosexualisierung der Gesellschaft — ist Beck jedenfalls bis heute auf das heftigste beschäftigt: Gerade hat er heftig protestiert, weil die russische Polizei eine illegale Demonstration von Homosexuellen aufgelöst hat und spricht gar von »Deportation«, wenn Rußland Ausländer, die daran teilgenommen haben, in ihre Heimatländer abschiebt. Mit unglaublich dreister Polemik kämpft er gegen den »Kongreß Psychotherapie und Seelsorge«, der am kommenden Wochenende in Marburg stattfinden soll, weil dort auch Christl Vonholdt referiert, die Homosexuellen Ausstiegsmöglichkeiten eröffnet. Er ist auch immer noch Mitglied der Grünen, deren Jugendorganisation tatsächlich und wortwörtlich die »Abschaffung der Ehe« fordert sowie die Gleichstellung Homosexueller im Adoptionsrecht — was, soweit es den ersten Punkt betrifft, eine klar verfassungsfeindliche Position ist; (zum zweiten Punkt siehe auch Geiernotiz vom 29. April). Er hat kein Problem damit, in der selben Partei zu sein wie der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit, der über seine Zeit als »Erzieher« in einem Frankfurter antiautoritären Kinderladen schreibt: »Mein ständiger Flirt mit allen Kindern nahm bald erotische Züge an. Ich konnte richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf Jahren schon gelernt hatten, mich anzumachen. … Es ist mir mehrmals passiert, daß einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln. Ich habe je nach den Umständen unterschiedlich reagiert, aber ihr Wunsch stellte mich vor Probleme. Aber wenn sie darauf bestanden, habe ich sie dennoch gestreichelt.«**
’tschuldigung, aber das müßten ja seltsame Fünfjährige gewesen sein, die von sich aus solche Gedanken entwickelt und dann auch noch »darauf bestanden« hätten.

 

Beck benimmt sich damit wie jemand, der in seiner Jugendzeit Bombenbauanleitungen veröffentlicht hat, heute, im gesetzten Alter, aber behauptet, mit Bombenbau überhaupt nichts mehr zu tun zu haben, trotzdem aber einen schwunghaften Handel mit allen Komponenten betreibt, die man braucht, um solche illegalen Sprengkörper herzustellen und auch nach wie vor Mitglied ist in einem Verein, der andere Bombenbastler unterstützt und fördert. ’tschuldigung, aber das kommt mir nicht sonderlich vertrauenserweckend vor.

 

Nachtrag: Daniel Cohn-Bendit, bis heute Mitglied des Europaparlaments für die Grünen

 

Nachtrag 19. 5. 13: Siehe auch Zeitungsartikel »Danys Phantasien und Träume« und »Ein Triumph der Päderasten«.

 

Auch ein russischer Fernsehsender hat die aktuelle Diskussion aufgegriffen (mit deutschen Untertiteln):

 

 


* »Der Pädosexuelle Komplex« Handbuch für Betroffene und ihre Gegner, Berlin/Frankfurt 1988 und »Das Strafrecht ändern? Plädoyer für eine realistische Neuorientierung der Sexualpolitik.« Foerster Verlag
** »Der Große Basar«, Trikont-Verlag





Photo: © Geier

 

 

 

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