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Paul Gerhardt: Gib dich zufrieden
18. Februar 2011
Heute mal eine »vertonte Predigt« von Paul Gerhardt:
Gib dich zufrieden und sei stille
1. Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens! In ihm ruht aller
Freuden Fülle, ohn ihn mühst du dich vergebens. Er ist dein Quell und deine
Sonne, scheint täglich hell zu deiner Wonne. Gib dich zufrieden!
2. Er ist voll Lichtes, Trosts und Gnaden, ungefärbten, treuen Herzens; wo er
steht, tut dir keinen Schaden / auch die Pein des größten Schmerzens. Kreuz,
Angst und Not kann er bald wenden, ja auch den Tod hat er in Händen. Gib
dich zufrieden!
3. Wie dir’s und andern oft ergehe, ist ihm wahrlich nicht verborgen; er sieht und
kennet aus der Höhe / der betrübten Herzen Sorgen. Er zählt den Lauf der
heißen Tränen und faßt zu Hauf all unser Sehnen. Gib dich zufrieden!
4. Wenn gar kein Einzger mehr auf Erden, dessen Treue du darfst trauen,
alsdann will er dein Treuster werden / und zu deinem Besten schauen. Er
weiß dein Leid und heimlich Grämen, auch weiß er Zeit, dir’s abzunehmen.
Gib dich zufrieden!
5. Er hört die Seufzer deiner Seelen / und des Herzens stilles Klagen, und was
du keinem darfst erzählen, magst du Gott gar kühnlich sagen. Er ist nicht fern,
steht in der Mitten, hört bald und gern der Armen Bitten. Gib dich zufrieden!
6. Laß dich dein Elend nicht bezwingen, halt an Gott, so wirst du siegen; ob alle
Fluten einhergingen, dennoch mußt du oben liegen. Denn wenn du wirst zu
hoch beschweret, hat Gott, dein Fürst, dich schon erhöret. Gib dich zufrieden!
7. Was sorgst du für dein armes Leben, wie du’s halten wollst und nähren? Der
dir das Leben hat gegeben, wird auch Unterhalt bescheren. Er hat ein Hand,
voll aller Gaben, da See und Land sich muß dran laben. Gib dich zufrieden!
8. Der allen Vöglein in den Wäldern / ihr bescheidnes Körnlein weiset, der Schaf
und Rinder in den Feldern / alle Tage tränkt und speiset, der wird viel mehr
dich Einzgen füllen / und dein Begehr und Notdurft stillen. Gib dich zufrieden!
9. Sprich nicht: »Ich sehe keine Mittel, wo ich such, ist nichts zum Besten.« Denn
das ist Gottes Ehrentitel: helfen, wenn die Not am größten. Wenn ich und du
ihn nicht mehr spüren, tritt er herzu, uns wohl zu führen. Gib dich zufrieden!
10. Bleibt gleich die Hilf in etwas lange, wird sie dennoch endlich kommen; macht
dir das Harren angst und bange, glaube mir: es ist dein Frommen. Was
langsam schleicht, faßt man gewisser, und was verzeucht, ist desto süßer. Gib dich zufrieden!
11. Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten / deiner Feinde von dir dichten; laß sie
nur immer weidlich spotten, Gott wird’s hören und recht richten. Ist Gott dein
Freund und deiner Sachen, was kann dein Feind, der Mensch, groß machen?
Gib dich zufrieden!
12. Hat jeder selbst doch wohl das Seine, wenn er’s sehen könnt und wollte. Wo
ist ein Glück so klar und reine, dem nicht etwas fehlen sollte? Wo ist ein Haus,
das könnte sagen: »Ich weiß durchaus von keinen Plagen«? Gib dich zufrieden!
13. Es kann und mag nicht anders werden: alle Menschen müssen leiden; was
webt und lebet auf der Erden, kann das Unglück nicht vermeiden. Des Kreuzes Stab schlägt unsre Lenden / bis in das Grab; da wird sich’s enden.
Gib dich zufrieden!
14. Es ist ein Ruhetag vorhanden, da uns unser Gott wird lösen; er wird uns
reißen aus den Banden / dieses Leibs und allem Bösen. Es wird einmal der
Tod herspringen / und aus der Qual uns sämtlich bringen. Gib dich zufrieden!
15. Er wird uns bringen zu den Scharen / der Erwählten und Getreuen, die hier mit
Frieden abgefahren, sich auch nun im Frieden freuen, da sie den Grund, der
nicht kann brechen, den ewigen Mund selbst hören sprechen: »Gib dich
zufrieden!«
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Photo: © Geier