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Willst Du gesund werden?


By Geier - Posted on 01 August 2011

1. August 2011

 

Krankheiten haben die verschiedensten Ursachen. Manchmal sind das simple physische Gründe wie Infektionen, manchmal seelische Gründe, wie wir in Spr. 17, 22 nachlesen können, oder auch äußere Umstände (Spr. 12, 4). Mitunter können aber auch geistliche Gründe vorliegen, die einer Genesung im Wege stehen. Einer der möglichen Ursachen möchte ich im Folgenden nachgehen.

Es gibt da ja diesen bitterbösen Witz von den drei Kranken: Nachdem Jesus die ersten zwei geheilt hatte, sagte der dritte erschrocken: Jesus, bevor Du jetzt irgendetwas Unüberlegtes tust, denk bitte daran, daß ich noch vier Wochen krankgeschrieben bin.
Dieser Ulk hat tatsächlich einen ernsten Kern: In Johannes 5, 6 lesen wir, daß Jesus den Kranken, der dort seit 38 Jahren am Teich gelegen hatte, fragte: »Willst Du gesund werden?« Warum stellt Jesus nur eine solche Frage? Will nicht jeder Kranke gesund werden? Ist nicht, wie immer wieder gesagt wird, »Gesundheit das wichtigste«?

In der Elberfelder lautet Vers 6: »Als Jesus diesen daliegen sah und wußte, daß es schon lange Zeit also mit ihm war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?« Wörtlich aber steht da im Grundtext nur: »… wissend, daß er viel Zeit hat, sagt er ihm: Willst du gesund werden?«
Der Kranke hatte also Lebensumstände, in denen für seine Grundbedürfnisse gesorgt war, er in einer Halle an einem Seeufer lag und viel Zeit hatte. Was aber würde eine Heilung bedeuten? Freunde und Verwandte würden ihn nicht mehr versorgen, und er müßte den Platz am See aufgeben, um seinen Lebensunterhalt selbst zu erarbeiten. Manchmal, am Sabbat, würde er wohl zurückkehren können zum See und die Zurückgebliebenen besuchen, dann könnte er noch einmal für ein paar Stunden am Ufer sitzen und auf das Wasser blicken. Aber viel Zeit würde er wohl niemals mehr haben. Nach Jahrzehnten der Krankheit ist das bestimmt kein leichter Weg. Deswegen hatte die Frage von Jesus, ob der Kranke dies überhaupt wolle, durchaus eine Berechtigung. Heilung bedeutet Wiedereingliederung in den Arbeitsprozeß, in soziale Zwänge und Zeitdruck. Liegt hier vielleicht eine der Ursachen für die mangelnde Dankbarkeit der geheilten Aussätzigen, von der wir in Lukas 17 lesen? Jesus fragte jedenfalls auch den Blinden in Jericho, was er für ihn tun solle. Hätte er das nicht auch so wissen können, ohne zu fragen? Jedoch erst auf die Antwort des Blinden hin, daß er sehend werden will, wird dieser auch geheilt (Mk. 10, 51; Lk. 18, 41). Künftig würde er nicht mehr von den mitleidigen Gaben anderer leben können, sondern würde sich selbst um Arbeit mühen müssen.

Aber ist es nicht viel besser, gesund zu sein und zu arbeiten, als krank zu sein und von Almosen zu leben? Die meisten werden dies sicherlich bejahen, zumindest dann, wenn es um ernsthafte Krankheiten geht. Andererseits: Tatsächliche oder vorgetäuschte Krankheiten gehören nun einmal zu den bevorzugten Mitteln der Leistungsverweigerung. Das fängt bei der Übelkeit vor Klassenarbeiten und Klausuren an und hört bei Manipulationen zur Frühverrentung noch lange nicht auf. Es ist aber nicht nur die Entbindung von Pflichten, die eine Krankheit für viele attraktiv erscheinen läßt, sondern auch die zusätzliche Zuwendung der Mitmenschen durch Mitleid und Aufmerksamkeit. Die Wissenschaft kennt dieses Phänomen als Krankheitsgewinn.

Meine Kinder waren immer recht selten krank, das ist eine große Gnade, aber wenn sie doch einmal eine Infektion hatten, habe ich immer darauf geachtet, daß die Erkrankung nicht zu Privilegien führte. Es ist wichtig, daß man Kindern keine Anreize schafft, sich in einer Krankheit einzurichten. Natürlich müssen sie alle Unterstützung bekommen, die sie in dieser Situation brauchen, aber Zuwendung und Pflege dürfen nicht dahin führen, daß das Kranksein angenehmer empfunden wird als der reguläre Alltag. Werden dem kranken Kind Sonderrechte eingeräumt, die es sonst nicht bekommen würde, kann das zu einer fatalen Prägung führen. Die Krankheit wird dann nicht mehr als Feind empfunden und weniger konsequent bekämpft. Wenn sich mehr oder weniger bewußt die Überzeugung einnistet, daß Krankheiten auch ihre angenehmen Seiten haben, wird dies sicherlich im Laufe einer Biographie auch zu häufigerem Kranksein führen.

Wer zur Kränklichkeit neigt, sollte also unbedingt einmal darüber nachdenken, ob hier eine mögliche Ursache liegen könnte: Wer schon einmal in seinem Leben — vielleicht sogar gewohnheitsmäßig — Krankheit instrumentalisiert hat, um Leistung zu verweigern oder sich andere Vorteile zu verschaffen, hat damit dem Diabolos eine persönliche Einladung ausgesprochen und der Krankheit ein Tor aufgestoßen. Solange hier keine Umkehr erfolgt, also diese Haltung erkannt und ausgeräumt wird, kann es auch keine Heilung geben.

Wenn Jesus also fragt: »Willst Du gesund werden?« ist dies demnach keine rhetorische, sondern eine durchaus ernstzunehmende Frage.

 

 

 

 Photo: © Geier

 

 

 

 

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